Ulrike Holthöfer
Skulpturen und Objekte,
Projekte und Konzepte,
Arbeiten auf Papier
 
URBANE PRAXIS - ATELIER KL�R-WERK L�RICK
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"Freistoß - Ein Fußball als Garten"  JVA Bochum                                        


 
 
 
© Foto, Idee und Text, alle Rechte Ulrike Holthöfer VG Bild-Kunst 

 

IDEENENTWICKLUNG – PRÄAMBEL:
Auf Einladung des Ministeriums für Kunst und Kultur NRW entwickelte ich für den Innenhof der JVA Bochum eine „Außenskulptur“ in Form eines übergroßen Fußballs aus Erde, Steinen und Pflanzen.
Nach der ersten Besichtigung des Gefängnisses, ging es für mich darum Möglichkeiten der Freude, Schönheit und Sensibilität an diesen Ort zu bringen. Ich wollte ein Objekt realisieren, welches eine Beteiligung der Häftlinge ermöglicht und durch die direkte Erfahrung, Identifikation zur Kreativität anregt. Die Idee des Grünballs entstand aus meiner Frage an die Leitung der JVA, was den Menschen an diesem Ort Freude bereitet. „Fußball“ bekam ich als Antwort und da das Ministerium des Landes sich im Innenhof ein Kunstwerk mit Grünpflanzen wünschte, hatte ich die Vision eines Fußballs, der aus dem nahe gelegenen Ruhrstadium hinausfliegt und wie eine Sternschnuppe oder wie ein Kometenball im Freistundenhof der JVA landet. Hier hebt er sich 1,30m aus der Erde heraus und wird begärtnert.
                       
ZUM KUNSTWERK SELBST:
Das auf 10 Meter Durchmesser stark vergrößerte Ballsegment aus Erde mit 5- und 6-eckigen ummauerten Fußballwaben (die Höhe von 1,30m durfte auf Grund von Sicherheitsbestimmungen der JVA nicht überschritten werden) bietet Felder für ökologisches Saatgut. Helle und dunkelblättrige Pflanzen unterscheiden farblich diese Nutzgärten. Von den Zellenfenstern der Häftlinge ist der Ball als Ganzes in der Aufsicht zu sehen, in der Freistundenzeit kann er umrundet werden. Insbesondere gibt diese „funktionale Skulptur“ interessierten Häftlingen die Möglichkeit, die Erdwaben ganzjährig selbstständig zu begärtnern und dadurch gesunde Erträge, wie frische Schnittsalate, Spinat, Kartoffeln, Böhnchen, Möhren, Basilikum, Schnittlauch und andere Kräuter für gehaltvolle Essen und Getränke zu ernten. Im Sommer 2009 leitete ich die Erstbepflanzung an, um die beabsichtigte Nutzung, Ästhetik und Pflege sichtbar und erfahrbar zu machen.
 
WEITERE PFLEGEANLEITUNG:
Der Ball soll dicht bewachsene grüne und dunkle, rote Pflanzenfelder haben, sodass er auch farblich als Fußball erkennbar ist. Er ist als Nutzgarten angelegt, damit diese Tätigkeit des ökologischen Gartenbaus in der JVA gelernt und belebt wird. Das Ergebnis soll schön aussehen und den Blick aus den JVA-Zellen inspirieren, sowie durch das Pflegen, Sähen, Jäten und Ernten zu einer gesunden Ernährung durch Selbsterzeugtes motivieren.
 
WER BLEIBT AM BALL?
Interessant ist, wie sich der Fußball als Garten, der auch in Zukunft die Pflege, sanfte Organisation und Verantwortung der Nutzer braucht, weiterentwickeln wird. Hier darf exemplarisch Beteiligung stattfinden und bewusst gestaltet werden. Durch das ökologische Nutzgärtnern wird der Fußball zum Spielfeld und Indikator für eine humanere Art und Weise des Umgangs mit der Natur und der Identifikation mit dem Selbst Geschaffenen. Über Bochum hinaus soll dieses exemplarische Modell des ökologischen Ballgartens hinausfliegen und anderswo landen. Man kann gespannt sein wo.
 
Viel Freude damit!
Dank an alle Beteiligten der JVA, dem Ministerium für Kultur NRW und dem BLB Dortmund. Gewidmet allen Häftlingen und Betreuern und Allen, die diese Form des Gärtnerns in Zukunft voranbringen.