Ulrike Holthöfer
Skulpturen und Objekte,
Projekte und Konzepte,
Arbeiten auf Papier
 
URBANE PRAXIS - ATELIER KL�R-WERK L�RICK
Niederl�rickerstr. 88   40667 Meerbusch Fon Fax +49 (0)211 57 00 58

 „Über Belebtschlamm zur Pflanzenkläranlage“
 Ein Modell zur natürlichen Abwasserreinigung besonders für ländliche Regionen
Kläranlage Düsseldorf / Ilverich

Sichtbar gemachte unsichtbare Klärwerker (Mikroben) in Asphalt gegossen, über das Museum als Zwischenstation („Belebtschlamm“ – Ausstellung Treibhaus 5 im Kunstmuseum Düsseldorf) an den eigentlichen Wirkungsort gebracht und vor Ort weiterentwickelt zu einer funktionalen Pflanzenkläranlage, einem Versuchsmodell mit drei Reinigungsstufen auf der technischen Kläranlage Düsseldorf Nord. Durch die RWTH Aachen wurde 6 Jahre erfolgreich an diesem Reinigungssystem geforscht.
Ein Klärwerk auf dem Klärwerk, um die sonst voneinander getrennten Spezialbereiche Kunst, Forschung, Technik und Natur über die gemeinsame, gleichwertige Nutzung zu verbinden.
 
(Kunstpreis Ökologie, BRD Sonderpreis)
 
 
 
 
 
 
 
 Stark vergrößerte Mikroorganismen aus Gussasphalt im Kunstmuseum Düsseldorf.
  
 
 

© Foto, Idee und Text, alle Rechte Ulrike Holthöfer VG Bild-Kunst

 

Die Idee
Dieses über fast drei Jahre recherchierte und realisierte Projekt und Kunstwerk ist ein disziplinübergreifendes Werk (und Projek) von mir, „eine funktionale Skulptur" in Form einer Pflanzenkläranlage, die wie ein sehr stark vergrößertes Mikroskopierplättchen geformt und über in Gußasphalt gegossene ca. je 2m große Mi-/Makroben begehbar ist.
 
Das Museum
Diese vergrößerten sonst unsichtbaren, hier aber sichtbar gemachten Abwasserreiniger, in Klärwerken optimiert als sogenannter „Belebtschlamm" eingesetzt, wurden im Kontext der Ausstellung „Treibhaus" im Museum Kunstpalast Ehrenhof  Düsseldorf von mir gegossen, dort ausgestellt und über diese Zwischenstation zu ihrem eigentlichen Wirkungsort gebracht.
 
Die Pflanzenkläranlage
Parallel entwickelte ich eine Pflanzenkläranlage mit 3 Reinigungsstufen und einer besonderen Abwasserintervallbeschickung, die als flexibles, vertikal und horizontal zu nutzenden Versuchsmodell über die asphaltenen Mikroben begehbar ist.
 
Realisiert wurde dieses Projekt auf der hochtechnischen Kläranlage Düsseldorf  Ilverich, als ein (natürliches) Klärwerk auf einem (technischem) Klärwerk, um die sonst voneinander getrennten Spezialbereiche von Kunst, Technik, Natur und Forschung über eine gleichwertig sich ergänzende Nutzung zu verbinden und  Untersuchungen im vor Ort vorhandenen Werkslabor voranzubringen. Auf diese Weise setzen sich technische Klärwerker mit einer natürlichen Reinigungsmethode auseinander. Die untere Wasserbehörde veränderte durch dieses Werk ihre verneinende Haltung zur natürlichen Abwasserreinigung. Der Bau solcher Kleinkläranlagen ist hier nun erlaubt. Gleichzeug ist diese „funktionale Skulptur" visuell und ästhetisch wie eine vergrößerte Abbildung eines in technischen Klärwerken täglich, üblichen Mikroskopiervorganges.
 
Die Forschung
6 Jahre wurde die Arbeit von der UNI Aachen erforscht, es entstand ein 100-seitiger Bericht mit erfolgreichen Ergebnissen. Die Intervallbeschickung ermöglicht eine weitaus bessere Verteilung des Abwas­sers auf dem mit Abwasserreinigungspflanzen bepflanzten Boden­filter, bei viel geringerer Fläche - im Vergleich zu bisherigen Pflanzenkläranlagen. Die Abbauleistung: über 90% BSB5, über 80% CSB, gesamte Abbauleistung der Anlage bis 5200 l, kurze Vorlaufphase, da sich Biozönose innerhalb von Wochen bildet, 1,5qm/Einwohner, Fläche, 31qm entspricht 20 Einwohnern. Die Pflanzen sind gut für die Wärmeerhaltung und gegen Frost und Algen, die Reinigungslei­stung findet im Zusammenwirken von Pflanzenwurzeln, Kiesen und den Mikroben statt.
 
Ein Kommentar
Zitat aus einem Text von Stephan von Wiese (Leiter der Modernen Abteilung des Museums Kunstpalast Ehrenhof Düssel­dorf): „Durch das aufkommende Spezialistentum sind die Wirkungs­felder der Kunst immer mehr eingeschränkt worden. Waren in frühe­ren Jahrhunderten Künstler auch Städteplaner, Erfinder, Ingenieure, Gartenplaner etc. so ist dieser ganzheitliche Gedanke der Gestaltung des Lebensumraumes immer mehr verloren gegangen. Künstler die sich in die Felder des Wissens einmischen, werden sogar als Ein­dringlinge empfunden, Ulrike Holthöfers funktionale Pflanzenkläranla­ge auf dem technischem Klärwerk Düsseldorf Nord in Ilverich, gewinnt der Kunst solche verloren geglaubten Felder zurück. ...Hier wurde diese Herausforderung zum Bild und zur Realität. Den großen Belebtschlammbecken stehen hier die mit Pflanzen bewachsenen Reinigungsbecken Holthöfers gegenüber. ... Erinnert werden muß schließlich an das Pilotprojekt von Josef Beuys „Spülfeld Altenwer­der" eine für das Elbwasser vorgesehene ökologische Stiftung. Das Angebot der Kunst wurde ausgeschlagen. Damit verspielt die Gesell­schaft aber, daß die utopische Kraft der Kunst produktiv werden kann. Eine von Spezialisten zusammengestückte Umwelt ist nicht kohärent, versäumt das notwendige Gleichgewicht von Natur und Kultur."
 
Wünschen wir uns für alle Zukunft das Gegenteil, daß das kreative Potential visionärer, disziplinübergreifend arbeitender Künstler er­kannt genutzt und sowohl ideell, real als auch finanziell (Honorierung der Ideengeber/Künstler) in unsere Gesellschaft in neuer, beispielhaf­ter Weise integriert wird.

© Foto, Idee und Text, alle Rechte Ulrike Holthöfer VG Bild-Kunst